20.07.18

Laparoskopisches, verstellbares Magenband


Die Implantation eines verstellbaren Magenbands war bis 2007 einer der häufigsten adipositaschirurgischen Eingriffe. Heutzutage wird das Magenband nur noch selten implantiert und macht gerade mal 3 % aller Eingriffe aus.

Prinzip der Magenbandimplantation

Die Implantation eines Magenbands erfolgt wie alle bariatrischen Eingriffe laparoskopisch. Das Prinzip des Eingriffs besteht darin, dass unterhalb des Mageneingangs ein Silikonband um den Magen geschlungen wird. Der Magen erhält an dieser Stelle eine Engstelle vergleichbar einer „Taille“, wodurch ein kleiner Vormagen entsteht.  Um eine Verrutschen des Bandes („Slipping“) zu verhindern, wird es mit einigen Nähten am Magen fixiert.


 Ausgehend vom Magenband wird ein dünner Schlauch bis in die Bauchdecke geführt und hier mit einem wenige Zentimeter großen Port verbunden. Mit einer Nadel, vergleichbar einer Kanüle, die zum Blutabnehmen gebräuchlich ist, kann der Port durch die Haut punktiert werden. Wird über den Port Kochsalzlösung injiziert, gelangt diese bis zum Magenband, das sich dann je nach Flüssigkeitsmenge dehnt und die Taille enger werden lässt. Verstellbar bedeutet somit, dass je nach Kochsalzmenge die Weite des Bandes individuell eingestellt werden kann.


 

 

Wirkmechanismus

Das Prinzip des Magenbands beruht auf Restriktion. Die Dehnung des kleinen Vormagens führt bereits bei der Aufnahme kleiner Nahrungsmengen zu einem Sättigungsgefühl, später überwiegt die mechanische Enge. Nachteilig ist, dass kalorienreiche Flüssigkost die Entstelle problemlos passieren kann. Erfolgt keine nachhaltige Änderung der Ernährungsgewohnheiten, lässt sich daher keine befriedigende Gewichtsreduktion erreichen.

Das Befüllen des Magenbands mit Kochsalzlösung sollte frühestens 4 – 5 Wochen nach dem Eingriff erfolgen, wenn das Band eingeheilt ist. Bis dahin sollte der Patient sich in kleinen Mengen flüssig ernähren und sich dabei Zeit lassen. Wichtig ist, dass der Patient - auch nach Befüllen des Bandes -  ausreichend Flüssigkeit zu sich nimmt, 1,5 – 2 Liter täglich werden empfohlen.

Für das Befüllen des Bandes mit Kochsalzlösung sind evtl. 2 – 3 Sitzungen im Abstand von mehreren Wochen nötig, um eine für den Patienten befriedigende Bandeinstellung zu erreichen. Danach sind jährliche Kontrollen erforderlich, um Komplikationen rechtzeitig zu erkennen.

Komplikationen nach Magenbandimplantation

Bei der Implantation des Magenbands kann es zu Verletzungen der Magenwand und der Speiseröhre kommen. Die Verletzungen ereignen sich äußerst selten, sind allerdings nicht ungefährlich und können den Patienten in eine bedrohliche Situation bringen, weshalb sofortiges operatives Eingreifen erforderlich ist. Gleiches gilt auch für Blutungen – selten, aber gefährlich. 

Auch Fehlanlagen des Magenbands kommen vor. Liegt es zu weit oben, wird nicht der Magen, sondern der untere Anteil der Speiseröhre eingeengt. Der Patient kann dann nicht mehr problemlos schlucken, auch stauen sich Speichel und Nahrung in der Speiseröhre, die sich im Laufe der Zeit dehnt. Liegt das Magenband zu tief, wird der Vormagen zu groß, womit das Wirkprinzip der Restriktion unterlaufen wird und der Patient ungenügend an Gewicht verliert. In diesen Fällen ist eine operative Neuplatzierung des Bands erforderlich.

Zu den spät auftretenden Komplikationen gehört das Verrutschen des Magenbands, das sogenannte Band-Slipping, welches bei rund 6 % der operierten Patienten beobachtet wird. Zu den Beschwerden gehören u.a. Schluckstörungen, häufiges Aufstoßen, Schmerzen in der Magengegend und Brennen in der Speiseröhre. In diesen Fällen kann die Entleerung des Portsystems, d.h. Abpunktieren der Kochsalzlösung, Linderung bringen. Falls nicht, muss das Magenband operativ neu positioniert oder aber auch entfernt werden.

Äußerst selten kann das Slipping zu Druckstellen an der Magenwand führen, wodurch das Band in den Magen einwandern kann. Die Therapie der Magenbandmigration besteht in der Entfernung des Magenbands.

Ergebnisse nach Magenbandimplantation

Der Gewichtsverlust durch die Implantation eines Magenbands liegt nach 5 Jahren zwischen 35 und 57 %, nach 10 Jahren nur noch bei 14 % und nach 15 Jahren bei 13 %.  Das Magenband ist in der erzielten Gewichtsreduktion somit anderen adipositaschirurgischen bzw. metabolischen Eingriffen unterlegen. Ein positiver Effekt auf den Diabetes mellitus Type 2 lässt sich ebenfalls nachweisen. Die Remissionsrate für den Diabetes liegt kurzfristig bei 62 bis 82%, nach 5 Jahren allerdings nur noch bei 25%.

Das Magenband weist von allen adipositaschirurgischen bzw. metabolischen Eingriffen die geringste Rate an frühen Komplikationen um den Operationszeitpunkt herum auf, allerdings relativ häufig Spätkomplikationen wie das Slipping. 

Durch die relativ hohe Spätkomplikationsrate bei geringerer Gewichtreduktion wird die Magenbandimplantation heute zunehmend weniger durchgeführt.


Quellen:

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