Welches Operationsverfahren bei einem Adipositaspatienten
angewendet wird, ist immer eine individuelle Entscheidung. Der
Entscheidungsprozess hängt von zahlreichen Faktoren ab wie beispielsweise Gewicht,
Alter, Begleiterkrankungen, psychosoziale Belastung und soziales Umfeld.
Damit der Patient in die Entscheidung mit einbezogen werden
kann, müssen die Vor- und Nachteile der verschiedenen Operationsvarianten mit
ihm besprochen werden. Für die Verfahrenswahl sind folgende Punkte wichtig:
- Höhe des Ausgangsgewichts
- Erwartungen des Patienten an die Operation
- Bisheriges Essverhalten des Patienten
- Risikoprofil des Patienten
- Zu erwartende Gewichtsabnahme durch den bariatrischen Eingriff
- Einfluss des Verfahrens auf die adipositasbedingten Begleiterkrankungen des Patienten, insbesondere Diabetes mellitus Typ 2
- Bereitschaft des Patienten, die erforderliche lebenslange Nachsorge konsequent durchzuführen
Die Kooperationsbereitschaft des Patienten lässt sich u.a.
an bereits durchgeführten Diäten und bisherigen Bewegungsprogrammen abschätzen.
Auch Alter, Beruf, regelmäßige Medikamenteneinnahme und soziales Umfeld spielen
eine Rolle bei der Entscheidung für oder gegen eine bestimmte
Operationstechnik. Von Bedeutung für die Verfahrenswahl sind neben dem
Essverhalten auch die adipositasbedingten Begleiterkrankungen des Patienten.
Denn nicht nur die Gewichtsreduktion steht im Vordergrund, sondern auch die
Verbesserung von Begleit- und Folgeerkrankungen, die nicht bei allen Operationsverfahren
gleich gut ist.
Patienten mit extremer Adipositas müssen sich ggf. auch
mehreren Eingriffen unterziehen. Ein zweistufiges Konzept könnte beispielsweise
so aussehen, dass der Patient zunächst einen Magenballon erhält. Die
Ballontherapie führt zu einer kurzfristigen Gewichtsreduktion, welche zu einer
Verbesserung der Begleiterkrankungen führt, was wiederum die Gefahr von
Komplikationen reduziert, die bei der eigentlichen bariatrischen Operation
auftreten können.
An der Entscheidung, welches Operationsverfahren am besten
geeignet ist, sollten der Chirurg, Internist, Psychosomatiker,
Ernährungstherapeut und natürlich der Patient beteiligt sein.
Quellen:
Deutsche Adipositas-Gesellschaft, Deutsche Diabetes
Gesellschaft, Deutsche Gesellschaft für Ernährung, deutsche Gesellschaft für
Ernährungsmedizin (2014) Interdisziplinäre Leitlinie der Qualität S3 zur
„Prävention und Therapie der Adipositas“. AWMF-Register Nr. 050/001. Klasse:
S3. Version 2.0.
Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie,
Chirurgische Arbeitsgemeinschaft für Adipositastherapie (CAADIP), Deutsche
Adipositas-Gesellschaft (DAG), Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische
Medizin und Psychotherapie, Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin (2010)
S3-Leitlinie: Chirurgie der Adipositas.
Hüttl TP (2014) Adipositaschirurgie – Indikation,
Operationsverfahren und Erfolgsaussichten. Klinikarzt 43: 198–204
Runkel N, Colombo-Benkmann M, Hüttl TP, et al. (2011)
Bariatric Surgery. Dtsch Arztebl Int 108: 341–346