23.07.18

Darmflora (Mikrobiom)


Das Mikrobiom kann seinen „Gastorganismus“ auf vielfältige Weise beeinflussen und mit ihm in Wechselwirkung treten. Dabei scheint die Vielfalt der Zusammensetzung der Darmflora eine maßgebliche Rolle zu spielen. Spezielle Bakterienspezies könnten hinsichtlich der Entwicklung von Stoffwechselerkrankungen schützend, andere fördernd wirken.



Die Darmflora hat bekanntermaßen einen unmittelbaren Einfluss auf die menschliche Gesundheit. Zu ihren zahlreichen physiologischen Funktionen gehören die Nahrungsverwertung und die Beeinflussung des Energieumsatzes. Umgekehrt können Veränderungen der Darmflora zur Entwicklung von Allergien und chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen führen. Das veränderte Keimspektrum der Darmflora kann auch die Signalwege für Hunger und Sättigung, Nährstoffverwertung und Energiehaushalt beeinflussen und zur Entwicklung einer Adipositas beitragen. 

Es gibt vielfältige Hinweise dafür, dass die Zusammensetzung der Darmflora die Entstehung von Adipositas und Diabetes mellitus Typ 2 beeinflusst. Da die Erforschung des Mikrobioms erst seit wenigen Jahren dank moderner Analysetechniken systematisch möglich ist, bleiben die für den Zusammenhang zwischen Mikrobiom- und metabolischen Veränderungen verantwortlichen Mechanismen noch größtenteils unklar.

Bariatrische Operationen können laut Studien das Keimspektrum der Darmflora verändern, was zu einer Verbesserung der Glukoseregulation beim Diabetes mellitus Typ 2 führt. Belegt ist, dass die Veränderung der Darmflora nach einem Magenbypass nicht nur ein vorübergehender Effekt des Eingriffs ist, sondern dauerhaft anhält. Studienergebnisse belegen nicht nur den Einfluss des Mikrobioms auf das Körpergewicht, sondern deuten auch auf den Wirkmechanismus adipositaschirurgischer Eingriffe durch Veränderung des Darmmikrobioms hin.


Quellen:

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