Die langfristige Gewichtsreduktion und die Besserung
adipositasbedingter Begleiterkrankungen durch bariatrische Eingriffe sind durch
zahlreiche Studien gut belegt. Adipositas- und metabolische Chirurgie haben
sich daher im Behandlungskonzept adipöser Patienten fest etabliert.
Weltweit werden jährlich mehr als 300.000 bariatrische
Eingriffe durchgeführt, davon auf die Bevölkerungszahl bezogen die meisten u.a.
in Schweden (90 Eingriffe/100.000 Einwohner), Belgien (77/100.000) und den USA
(69/100.000). Mit rund 11 Eingriffen pro 100.000 Einwohner werden bariatrische
Eingriffe in Deutschland vergleichsweise selten durchgeführt. Damit erhält
nicht mal 1 % der Patienten mit schwerer Adipositas in Deutschland einen
bariatrischen Eingriff, obwohl sie gemäß den Empfehlungen medizinischer
Fachgesellschaften dafür in Frage kommen.
Hauptgrund für die geringe Anzahl bariatrischer Operationen
in Deutschland ist die komplizierte Genehmigungspraxis der Krankenkassen, die
Betroffene mit einem langwierigen und bürokratischen Antragsverfahren vor sich
hertreiben. Nicht selten führen die Antragsverfahren zu einer Verzögerung der
Operation mit erheblichen gesundheitlichen Konsequenzen für die Betroffenen. Empfehlungen
und Ablehnungsgründe des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK) sind
oft nicht nachvollziehbar.
Unter Berücksichtigung der stark ansteigenden Zahl schwer
adipöser Menschen und der sehr guten Wirksamkeit der bariatrischen Chirurgie
ist jedoch mit einer Zunahme bariatrischer Eingriffe auch in Deutschland zu
rechnen. Fachleute gehen in Zukunft von 20.000 bis 30.000 Eingriffen pro Jahr
aus.
Quellen:
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Chirurgische Arbeitsgemeinschaft für Adipositastherapie (CAADIP), Deutsche
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