07.08.18

Medikamentöse Therapie


Die medikamentöse Therapie ist keine primäre Behandlungsform von Übergewicht und Adipositas, da nur durch Änderung der Ernährung und mehr Bewegung das Körpergewicht reduziert werden kann. Medikamente kommen erst dann zum Einsatz, wenn durch Lebensstiländerungen keine oder eine nur unzureichende Gewichtsabnahme erzielt wird. Eine medikamentöse Therapie sollte immer in Kombination mit einem Basisprogramm bestehend aus Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie durchgeführt werden.


Bei Patienten mit einem BMI ≥ 28 kg/m² und zusätzlichen Risikofaktoren oder schon bestehenden Folgeerkrankungen der Adipositas bzw. einem BMI ≥ 30 kg/m² kann bei folgenden Voraussetzungen eine medikamentöse Therapie erwogen werden:
  • Gewichtsabnahme von < 5 % des Ausgangsgewichts innerhalb von sechs Monaten unter der Basistherapie
  • Gewichtszunahme von > 5 % des Ausgangsgewichts innerhalb von sechs Monaten nach einer Phase der Gewichtsreduktion

Die medikamentöse Behandlung sollte nur dann fortgeführt werden, wenn innerhalb der ersten vier Wochen eine Gewichtsabnahme von mindestens 2 kg erreicht wurde.

Die aktuelle Leitlinie „Prävention und Therapie der Adipositas“ der Deutschen Adipositas Gesellschaft (Stand 2014) empfiehlt zur medikamentösen Behandlung der Adipositas nur das Präparat „Orlistat“. 

Orlistat

Orlistat ist ab einem BMI ≥ 28 kg/m² zur unterstützenden Behandlung der Adipositas zugelassen. Es hemmt im Magendarmtrakt die Lipasen (fettspaltende Enzyme) und reduziert dadurch die Fettaufnahme. Die Dosierung von Orlistat liegt bei maximal 120 mg 3x täglich zu den Hauptmahlzeiten. 

Durch die unzureichende Fettverdauung im Magendarmtrakt kann Orlistat zu Bauchscherzen, Blähungen, gesteigertem Stuhldrang und Durchfällen führen. Auch wird die Resorption von fettlöslichen Vitaminen durch das Präparat vermindert.

Der gewichtsreduzierende Effekt von Orlistat darf nicht überschätzt werden. In einer über 4 Jahre durchgeführten Studie betrug die Gewichtsabnahme unter gleichzeitiger Lebensstilintervention nach 1 Jahr 10,6 kg und nach 4 Jahren 5,8 kg.

Eine rezeptfreie Zulassung liegt für Orlistat in einer Dosierung von 60 mg vor. Unabhängig von der Wirkstärke kann Orlistat nicht zulasten der gesetzlichen Krankenkassen verordnet werden.

Quellen:

Davidson MH, Hauptman J, DiGirolamo M, Foreyt JP, Halsted CH, Heber D, Heimburger DC, Lucas CP, Robbins DC, Chung J, Heymsfield SB. Weight control and risk factor reduction in obese subjects treated for 2 years with orlistat: a randomized controlled trial. JAMA 1999;281(3):235-42.

Hauptman J, Lucas C, Boldrin MN, Collins H, Segal KR. Orlistat in the long-term treatment of obesity in primary care settings. Arch Fam Med 2000;9(2):160-7

Hollander PA, Elbein SC, Hirsch IB, Kelley D, McGill J, Taylor T, Weiss SR, Crockett SE, Kaplan RA, Comstock J, Lucas CP, Lodewick PA, Canovatchel W, Chung J, Hauptman J. Role of orlistat in the treatment of obese patients with type 2 diabetes. A 1-year randomized double-blind study. Diabetes Care 1998;21(8):1288-94.

Kelley DE, Bray GA, Pi-Sunyer FX, Klein S, Hill J, Miles J, Hollander P. Clinical efficacy of orlistat therapy in overweight and obese patients with insulin-treated type 2 diabetes: A 1-year randomized controlled trial. Diabetes Care 2002;25(6):1033-41.

Rossner S, Sjostrom L, Noack R, Meinders AE, Noseda G. Weight loss, weight maintenance, and improved cardiovascular risk factors after 2 years treatment with orlistat for obesity. European Orlistat Obesity Study Group. Obes Res 2000;8(1):49-61.

Rucker D, Padwal R, Li SK, Curioni C, Lau DC. Long term pharmacotherapy for obesity and overweight: updated meta-analysis. BMJ 2007;335(7631):1194-9

Torgerson JS, Hauptman J, Boldrin MN, Sjostrom L. XENical in the prevention of diabetes in obese subjects (XENDOS) study: a randomized study of orlistat as an adjunct to lifestyle changes for the prevention of type 2 diabetes in obese patients. Diabetes Care 2004;27(1):155-61.