Adipositas ist eine chronische Erkrankung. Ursächlich ist
eine gestörte Energiebilanz, bei der die Energiezufuhr durch Nahrung dem
Energieverbrauch überwiegt.
Nahrung und
Essgewohnheiten
Mit Beginn der industriellen Revolution haben sich unsere
Essgewohnheiten und auch die Nahrungszusammensetzung geändert. Nahrung ist mehr oder weniger jederzeit in
Reichweite und relativ preiswert. Auch wird sie immer energiedichter bzw.
kalorienreicher.
Daten des National
Health and Nutrition Examination Survey aus den USA zeigen, dass Männer im
Zeitraum 1976 – 1991 ihre Energiezufuhr um 5 % und Frauen um 15 % steigerten,
eine Entwicklung, die sich keinesfalls auf die USA beschränkte, sondern auch in
anderen Ländern beobachtet wurde. Auch die tägliche Gesamtenergieaufnahme mit
der Nahrung hat im Zeitraum zwischen 1977 und 2003 um knapp 600 kcal
zugenommen, was auf die Zunahme der täglichen Mahlzeitenanzahl und der
Portionsgrößen zurückzuführen ist.
Besonders problematisch ist die Zunahme des Zuckerkonsums
vornehmlich durch Fruchtsäfte und Softdrinks. Traditionelle Ernährungsmuster
entfallen, die Verpflegung erfolgt immer häufiger außer Haus und der Verzehr
von kalorienreichen Fertigmahlzeiten nimmt zu.
Bewegungsmangel
Zusätzlich zur Veränderung unserer Ernährungsgewohnheiten
ist der Energieumsatz durch körperliche Aktivität deutlich rückläufig. So ist
alleine die tägliche Schrittzahl unter modernen Lebensbedingungen um rund ein
Drittel rückläufig. Eine Untersuchung der Amish Glaubensgemeinschaft in den USA
als Beispiel für eine traditionelle Lebensweise ergab, dass Frauen täglich im
Durchschnitt 15.000 Schritte und Männer ca. 21.000 Schritte zurücklegen. In
einer Kontrollgruppe für den modernen Lebensstil ergab die durchschnittliche
Schrittzahl für Frauen nur noch 6.600 und für Männer rund 7.000 Schritte
täglich, womit pro Tag rund 500 kcal weniger an Energie verbraucht werden.
Auch die veränderten Arbeitsbedingungen - weniger
körperliche Arbeit, mehr sitzende Tätigkeiten - wie auch das veränderten
Freizeitverhalten - Fernseh- und Computerverhalten - führen zu einer Abnahme
des Kalorienverbrauchs.
Genetische Ursachen
Die Neigung zur Adipositas kann in Einzelfällen auf
genetische Ursachen zurückzuführen sein. Die Adipositas tritt dann bereits im
Kindesalter auf, gelegentlich in Kombination mit körperlichen Stigmata,
Hormonstörungen und geistiger Behinderung. Die Bedeutung genetischer Ursachen
für eine Adipositas wird in der Regel überbewertet.
Psychische Ursachen
Die durch Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten begünstigte
Entwicklung der Adipositas wird durch psychosoziale Ursachen weiter verstärkt.
Der Zerfall familiärer Strukturen (Isolation) und veränderte Anforderungen im
Beruf (Arbeitsverdichtung, Arbeitslosigkeit)
erhöhen das Stressempfinden, wodurch die oben erwähnte Zunahme der
Energiezufuhr verstärkt werden kann.
Hormonelle Ursachen
Hormonelle Störungen, die zur Adipositas führen, wie
beispielsweise eine Schilddrüsenunterfunktion oder eine übermäßige
Cortisonproduktion durch Nebennierenerkrankungen, wird meist überschätzt.
Klarheit können entsprechende Blutuntersuchungen bringen.
Medikamente
Zu den adipogenen Medikamenten gehören in erster Linie
Präparate, die auf das Zentralnervensystem wirken wie beispielsweise
Antidepressiva. Sie stimulieren Hunger und Appetit und können zu erheblicher
Gewichtszunahme führen. Weitere Medikamente mit ähnlicher Wirkung sind u.a.
Cortison und Insulin.
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